Wie geht eigentlich … Einrichten im Shaker-Stil? (2024)

Der Shaker-Stil zählt in den Vereinigten Staaten zu den bekanntesten Einrichtungsstilen. Hier in Deutschland werden nicht ganz so viele etwas mit dem Begriff anfangen können. Und doch begegnen uns die Formen des Shaker-Stils recht häufig. Das schlichte Design ist so zeitlos, dass es bis heute großen Anklang findet und in so gut wie jede Einrichtung passt. Höchste Zeit, sich dem Wohnstil mit faszinierendem Hintergrund mal näher zu widmen!

Roy Sanborn - Four Seasons Sotheby's

Wieso… ist der Stil wie er ist?
Wer „Shaker“ hört, wird zuerst an das Bar-Utensil denken. Mit Schütteln hat der Stil wirklich etwas zu tun – aber nur indirekt. Die Shaker sind eine ursprünglich aus England stammende christliche Freikirche in den USA. Der Name rührt aus einem rituellen Schütteltanz zur Verehrung Gottes und ihren Ursprüngen im Quäkertum her („shaking Quaker“ wurde zu „Shaker“). Heute gibt es nur noch wenige Anhänger der Shaker; der von ihnen begründete Stil lebt aber in aktuellen Designs fort.

Da die Shaker autark lebten, stellten sie auch Möbel für den Eigenbedarf aus heimischen Hölzern wie Pinie, Ahorn und Nussbaum her. Im 19. Jahrhundert entstanden so Entwürfe, die in Amerika immer mehr Anklang fanden. Die Tischlerei wurde zu einer Erwerbsquelle. Die Gemeinden waren technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen und führten sogar die Kreissäge in den USA ein.

Im Shaker Village Pleasant Hill in Kentucky kann man viel über das Leben der Shaker erfahren. Dieses Bild stammt aus dem Canterbury Shaker Village-Museum in New Hampshire, USA.

Bis heute ist der Begriff des Shaker-Stils gleichbedeutend mit einer bestimmten Ästhetik im Möbelbau. Die Möbel der Shaker sind Objekt gewordenes Glaubensideal: Schlichte, bescheidene Formen und der vollkommene Verzicht auf Ornamente machten sie in ihrem Minimalismus zu Vorboten der Moderne. Zu dem im 19. Jahrhundert vorherrschenden Historismus (vor allem dem Späthistorismus), der vor Verzierungen und Pomp nur so strotzte, stellt der Shaker-Stil mit seinen klaren Linien und seiner auf das Wesentliche reduzierten Form einen starken Kontrast dar.

Eine parallele Entwicklung stellte das Arts-and-Crafts-Movement in England dar. Der praktische Aspekt steht stets im Vordergrund. Die Möbel sind einfach zu pflegen und vor allem eines: praktisch.

deVOL Kitchens

Warum … Sie den Shaker-Stil mögen werden
Sie stehen auf das schlichte Design skandinavischer Möbelhäuser, aber bitte nur in Massivholz? Sie ziehen einen zurückgenommenen, ländlichen Stil dem Glamour und Prunk der Großstadt vor? Sie mögen es praktisch? Schwere Vorhänge, helle Stuhlbezüge und wuchtige Sessel sind Ihnen beim Gedanken an die Reinigung ein Graus? All das sind Sorgen, die bei einer Einrichtung im Shaker-Stil einfach entfallen.

1. Stil-Element: Shaker-Küche
Am bekanntesten ist der Stil wohl für seine Küchenmöbel, genauer: deren Fronten. Schlichtheit ist hier die Maxime. Die typische Shaker-Küchenschranktür besteht aus fünf Holzelementen mit einer leicht zurückgesetzten zentralen Fläche. Ursprünglich bestanden alle Teile aus Massivholz und blieben unlackiert.

Sustainable Kitchens

So shakert es bei Ihnen:
Shaker-Küchen finden Sie bei vielen Anbietern. Achten Sie darauf, dass die Schrankfronten geschlossen sind. Das verleiht der Küche automatisch eine gewisse Schlichtheit, außerdem üben Sie so Zurückhaltung, denn teures Porzellan oder edle Gläser warten bescheiden hinter den Türen auf ihren Einsatz.

Modern adaptiert, muss man aber auf eines nicht verzichten: Farbe. Mattes Blau und sonniges Gelb wie in dieser Küche von Sustainable Kitchens lassen den Raum freundlich strahlen, ohne gleich protzig zu wirken.

Küchen mit Schrankfronten im Shaker-Stil in der Fotosuche

Theresa Fine

2. Stil-Element: Shaker-Tisch
Die Tische in den Häusern der Shaker sollten vor allem praktisch sein. Oftmals befinden sich daher Rollen unter den Möbeln, um sie unkompliziert verrücken zu können. Ein Gestaltungsfokus lag darauf, trotz Massivholz das Gewicht der Möbel so stark wie möglich zu reduzieren. Schlanke Beine, die sich nach unten hin verjüngen, waren die Lösung. Heute werden Shaker-Möbel gerne durch Drechselarbeiten dezent verziert.

VERMONT WOODS STUDIOS

So shakert es bei Ihnen:
Es gibt viele Tischlereien, die sich an den schlichten Formen der Shaker-Möbel orientieren oder diese originalgetreu nachbauen. Shaker-Tische können Sie als Couchtisch, Beistelltisch oder Esstisch prima in all Ihre Räume integrieren. Die schlichten Möbel lassen sich sehr gut mit einer Einrichtung im Shabby Chic, Scandi-Style oder Landhausstil kombinieren.

Theresa Fine

3. Stil-Element: Shaker-Schaukelstuhl
Der sogenannte „Salem Rocker“ der Shaker wird als erster Schaukelstuhl der Geschichte gehandelt. Statt mit hartem Holz zu arbeiten, bespannten seine Erfinder die Sitzfläche und Rückenlehne mit einem Geflecht aus Baumwoll-Bändern. Nach der harten Arbeit konnten die Anhänger der Gemeinschaft sich darauf bequem entspannen.

So shakert es bei Ihnen:
Stellen Sie einen Schaukelstuhl auf die Terrasse oder den Balkon, und schon fühlen Sie sich wie ein echter Amerikaner, der den Ausblick auf seine weiten Felder genießt. Die meisten modernen Schaukelstühle haben leider nicht das bequeme Shaker-Geflecht. Falls ihrer auch keins hat, greifen Sie stattdessen auf ein Sitzkissen aus Leinen oder ein kuschliges Schaffell zurück. So bleiben Sie dem natürlichen Stil treu. In einer schönen Farbe, wie diesem Türkis, sind die Stühle mit Kufen ein stylischer Hingucker.

Joseph B Lanza Design + Building

4. Stil-Element: Shaker-Holzstuhl
Ein Stuhl ist eben ein Stuhl, meinen Sie? Da würden die Shaker widersprechen, wenn sie könnten, denn sie haben bei ihren Entwürfen so einiges bedacht. Zum einen sollte die Sitzgelegenheit leicht sein, damit sie problemlos umplatziert werden kann. Zum anderen sollte der Stuhl zum Reinigen der Böden an einer Hakenleiste aufgehängt werden können. Streben zwischen den Stuhlbeinen und schmale Rahmen mit einem leichten Bandgeflecht als Sitzfläche machen das Möbel zu einem Fliegengewicht.

Roy Sanborn - Four Seasons Sotheby's

Rikki Snyder

So shakert es bei Ihnen:
Originale Shaker-Stühle gibt es nur noch vereinzelt für viel Geld. Nach ihrem Vorbild stellen einige Tischler die leichten Stühle her, etwa aus amerikanischem Kirschbaum oder Esche. Das Bandgeflecht kann auch zweifarbig geflochten werden. Aber auch mit jedem anderen Holzstuhl mit filigranen Sprossen und Lattenrücken können Sie den Stil gut adaptieren.

Joan Heaton Architects

5. Stil-Element: Shaker-Hakenleiste
Praktisch, praktischer, Hakenleiste! Nicht nur, um vor dem Hausputz Stühle aufhängen zu können, sondern auch um Werkzeug und Kleidungsstücke ordentlich und schnell auffindbar zu verstauen, waren in den Räumen der Shaker lange Wandleisten mit Haken („peg rail") montiert.

MR.FRÄG

So shakert es bei Ihnen:
Es muss ja nicht gleich eine durch den gesamten Raum verlaufende Hakenreihe sein. Eine kurze Variante der Shaker-Leiste macht zum Beispiel im Flur als Garderobe oder in der Küche als Aufbewahrungsidee für kleinere Utensilien eine gute Figur.

VERMONT WOODS STUDIOS

6. Stil-Element: Shaker-Kommode
Klassisch schlicht ist das Design der Shaker auch bei Kommoden. Typisch ist unlackiertes heimisches Holz, das durchgängig für alle Möbelteile verwendet wurde, auch für die zierlichen Knäufe. Damit unter der Kommode gefegt und gewischt werden kann, besitzt das Möbel schmale Stelzfüße, die das leichte Design unterstreichen. Traditionell wurden die Schubladen nach oben hin immer flacher – das ist praktisch und konstruktiv sinnvoll zugleich: oben werden kleine Gegenstände verstaut, unten große, schwere.

So shakert es bei Ihnen:
Im Grunde ist die Kommode im Shaker-Stil der Prototyp einer Kommode schlechthin. Dank der zurückhaltenden Optik sind Shaker-Kommoden universell einsetzbar; gerade fürs Verstauen von Kleidung in Schlaf- oder Kinderzimmer sind die meist unterschiedlich hohen Schubkästen ideal.

Shaker furniture

7. Stil-Element: Shaker-Schachteln
Auch bei den Shakern wurde nicht auf Accessoires verzichtet. Die sogenannten „oval boxes“ gibt es in verschiedenen Größen. Sie dienten zur Aufbewahrung aller möglichen Dinge, wie etwa Nähzeug. Ihr Design aus Spanholz ist schlicht, charakteristisch sind die „Schwalbenschwänze”. Das Bugholzverfahren, mit dem die ovale Form hergestellt werden konnte, haben sich die Shaker übrigens vom bekannten Tischlermeister Michael Thonet abgeschaut.

ivonne werginz

So shakert es bei Ihnen:
Boxen zur Aufbewahrung kann man eigentlich nie genug haben. Spanholz-Schachteln sind leicht und lassen sich prima stapeln. Legen Sie sich am besten gleich mehrere in unterschiedlichen Größen zu und drapieren Sie diese übereinander. Das sieht auf einer Kommode richtig dekorativ aus, bringt aber genauso gut Ordnung in den Schrank.

Weitere Wohnstile kennenlernen – in der Stilschule

Wie geht eigentlich … Einrichten im Shaker-Stil? (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Neely Ledner

Last Updated:

Views: 6293

Rating: 4.1 / 5 (62 voted)

Reviews: 85% of readers found this page helpful

Author information

Name: Neely Ledner

Birthday: 1998-06-09

Address: 443 Barrows Terrace, New Jodyberg, CO 57462-5329

Phone: +2433516856029

Job: Central Legal Facilitator

Hobby: Backpacking, Jogging, Magic, Driving, Macrame, Embroidery, Foraging

Introduction: My name is Neely Ledner, I am a bright, determined, beautiful, adventurous, adventurous, spotless, calm person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.